Vor 25 Jahren begann mit einem Mord an einem türkischen Blumenhändler in Nürnberg die damals als „Döner-Morde“ bezeichnete Verbrechenswelle, der bundesweit 9 Migranten zum Opfer fielen. Nachdem 2011 zwei junge Männer erschossen in einem Wohnmobil in Eisenach aufgefunden worden waren, wurde diese Mordserie zusammen mit einem Polizistenmord in Heilbronn 2007 zur Tatserie eines „rechtsradikalen Terrornetzwerks“ umgedeutet, das sich den Namen „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ gegeben habe.
Das offizielle Narrativ
Dem innerhalb eines langwierigen Verfahrens vermeintlich bestätigtem offiziellem Narrativ zufolge sollen sich am 4. November 2011 Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall in Eisenach mit einer „Langwaffe“ (Gewehr) erschossen haben, nachdem sie von einer Polizeistreife entdeckt worden waren. Bei der Untersuchung des Wohnmobils sei man dann auf Dienstwaffen und weitere Gegenstände gestoßen, die bei einem Überfall auf zwei Polizisten in Heilbronn im Jahr 2007 geraubt worden waren. Bei der Tat war eine aus Thüringen stammende Polizistin erschossen und ihr Kollege so schwer verletzt worden, daß er auch nach seiner Genesung keine genauen Angaben zur Tat mehr geben konnte. Wenige Tage später wurde in der Wohnung der Toten eine Tatwaffe der 2007 abrupt beendeten „Dönermord-Serie“ gefunden. Mit dieser Waffe, einer tschechischen Ceska Typ 83, Kaliber 7,65 mm, wurden mehrere Taten einer Mordserie verübt, der zwischen 2000 und 2006 insgesamt neun Ladenbetreiber türkischer und griechischer Herkunft zum Opfer gefallen waren. Laut der von Bundesanwalt Harald Range verantworteten späteren Anklageschrift sollen die beiden Neonazis Mundlos und Böhnhardt gemeinsam mit ihrer Komplizin Beate Zschäpe seit 2008 in einem Haus im sächsischen Zwickau gelebt haben. Von hier sollen sie zumeist mit einem Wohnmobil regelmäßig zu Fahrten innerhalb Deutschlands aufgebrochen sein, in deren Verlauf sie ausländische Inhaber kleiner Geschäfte erschossen haben sollen. Das Wohnhaus soll Zschäpe kurz nach dem Tod ihrer beiden Komplizen in Brand gesetzt haben, um Spuren zu beseitigen.
Ungereimtheiten
Für den unvoreingenommenen Beobachter mußte die offizielle Version von Beginn an merkwürdig erscheinen. Warum sollten sich radikale Killer selbst erschießen, obwohl sich ihnen nur zwei Streifenpolizisten näherten, die die beiden Täter wohl problemlos aus dem Hinterhalt hätten erschießen können? Warum fuhren die Täter durch ganz Deutschland um irgendwelche Kleingewerbetreibenden zu erschießen, wenn es doch in ihrer Heimat an derlei ausländisch geführten Gewerben – Dönerbuden, Internetcafes usw. – keinen Mangel gab? Warum hatte kein einziger der zahlreichen innerhalb der rechten Szene tätigen V-Leute Meldung über das Killertrio NSU erstattet. wo doch sogar im unmittelbaren Umfeld des NSU diverse V-Leute tätig waren, darunter ein gewisser Tino Brandt? Warum bekannten sich die NSU-Mitglieder nicht zu ihren Taten, was typisch für Terroristen wäre, die ein Ziel verfolgen? Wenn sie mit ihren Taten ein Klima der Unsicherheit in Deutschland schaffen wollten, wie von der Bundesanwaltschaft behauptet, um Ausländer zur Auswanderung zu animieren, hätten sie ihre Taten öffentlich machen müssen, was aber unterblieb. Zumindest bis zu ihrem Tod. Danach soll nämlich Zschäpe Bekennerbriefe in Form von professionellen Videos auf DVD an diverse Medien verschickt haben. In diesem 15-minütigen Zusammenschnitt von Trickfilmsequenzen aus „Der rosarote Panther“ mit Bildern von Opfern der Mordserie, erschien erstmals auch die angebliche Selbstbezeichnung der vermeintlichen Terrorgruppe: „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU).
Der Wahrheit auf der Spur
Während die Medien selbst rechts von der Mitte zumeist brav dem offiziellen Narrativ folgten, begann ein Blogger interne Dokumente der Ermittlungsbehörden zu veröffentlichen: der sogenannte Fatalist stellte Tausende der geleakten Dokumente online, analysierte sie auf seinem NSU-Blog und ebnete damit der Wahrheit hinter den offiziellen Thesen eine Gasse, wenn auch nur eine, die juristisch ins Nichts führte. Der Fatalist wies nach, daß sich die beiden vorgeblichen Terroristen nicht selbst im Wohnmobil erschossen haben konnten, da sich keine Rußablagerungen in ihren Lungen fanden, die aber zwangsläufig gewesen wären, wenn sie selbst das Wohnmobil angezündet hätten. Zudem fanden sich im Wohnmobil zwei leere Patronenhülsen aus der für den angeblichen Selbstmord verwendeten Pumpgun, obgleich die Waffe nicht automatisch repetiert. Wer also hatte die Waffe repetiert, wenn beide tot waren?
Der Blogger veröffentlichte auch Fotos, die die Tasche zeigen, in der sich die der erschossenen Polizistin von Heilbronn entwendeten Dienstwaffe im Wohnmobil befand. Sie war anders als alles andere in den Fahrzeug unversehrt von irgendwelchen Brandspuren. Gleiches dürfte die Waffe der Dönermordserie gelten, die wohlbehalten aus dem Schutt der Brandruine in Zwickau gefischt wurde. Die Ermittlungsbehörden hätten die gegen sie gerichteten Verdächtigungen leicht ausräumen können, indem sie Bilder präsentiert hätten, die die eintreffende Feuerwehr innerhalb des Wohnmobils routinemäßig aufnahm. Diese waren jedoch auf Befehl des Polizei-Einsatzleiters vor Ort vernichtet worden, der auch verfügte, daß das Wohnmobil unmittelbar in eine – natürlich unbewachte – Lagerhalle eines Abschleppunternehmers verbracht werden sollte, wo die weiteren Untersuchungen stattfanden. Eine bessere Gelegenheit, nachträglich Dinge in dem Wohnmobil zu positionieren, hätte er anders nicht schaffen können.
Hintergründe erfuhr der Besucher der Seite auch über den seltsamen Verfassungsschützer Andreas Temme aus Hessen, der während der Ermordung eines Internetcafe-Betreibers offensichtlich anwesend war. Denn Temme informierte nicht nur seinen Behördenleiter, sondern dieser verriet in einem mitgeschnittenen und später veröffentlichten Telefonat, daß die Behörde vor der Tat Bescheid gewußt haben muß. „Ich sage ja immer, wenn da was stattfindet, nicht hinfahren…“
Kontakte zum Verfassungsschutz muß auch Zschäpe besessen habe: Vor ihrer Flucht wurde sie mehrfach von einer Nummer aus dem Thüringer Innenministerium angerufen, wobei Innenministerium ein Codewort für den Verfassungsschutz darstellt.
Schließlich wies der Fatalist nach, daß an keinem einzigen der Tatorte, zu denen auch mehrere ausgeraubte Banken und zwei Orte gehörten, an denen Sprengstoffattentate verübt wurden, irgendwelche DNA-Spuren oder Fingerabdrücke der vermeintlichen NSU-Terroristen gefunden werden konnten. Die gesamte Indizienkette stützte sich auf Funde innerhalb des Wohnmobils und der Zwickauer Brandruine, die allesamt nachträglich platziert worden sein könnten.
Was geschah wirklich?
Alles deutet daraufhin, daß Mundlos. Böhnhardt und Zschäpe zwar in kriminelle Aktivitäten verwickelt gewesen sein könnten, aber von Verfassungsschutzämtern überwacht wurden. Erwiesen ist heute, daß das thüringische Verfassungsschutz den drei angeblichen NSU-Terroristen nach deren Untertauchen mindestens zweimal Geldbeträge über den V-Mann Tino Brand zukommen ließ. Aus irgendeinem Grund wurden Böhnhard und Mundlos 2011 erschossen, wahrscheinlich außerhalb des Wohnmobils und erst später in das Fahrzeug gelegt. Nachdem das Wohnmobil in eine Lagerhalle abgeschleppt worden war, wurde dort die Waffe der erschossenen Polizistin deponiert. Kurz darauf wurde in der Zwickauer Brandruine die Tatwaffe der Dönermordserie hinterlegt. So konnten beide ungelösten Fälle der vermeintlichen rechtsradikalen Terrorzelle untergeschoben werden. Auch die ebenfalls nachträglich in der Ruine versteckte Bekenner-CD diente dazu, die Tatbegehung durch die drei Personen zu untermauern. Alle Opfer gingen vermutlich in Wahrheit auf das Konto ausländischer Mörder, wie auch ein Kronzeuge der Dönermord-Ermittlungen zuvor bestätigt hatte.
Wenn Böhnhardt und Mundlos sich aber nicht selbst erschossen haben und nicht verantwortlich für die Dönermorde waren, bedeutet das nicht nur eine enge Verstrickung von Geheimdienstbehörden in den Fall, sondern auch, daß staatliche Stellen zumindest die Verantwortung für die Nichtaufklärung zahlreicher Verbrechen, wenn nicht gar für einige der Morde selbst tragen.
Weitere Hintergründe in der Veröffentlichung „Rechtsterrorismus und Geheimdienst“