Eine neue wissenschaftliche Erkundung der Entstehung des Lebens stellt alte Dogmen in Frage
Das wissenschaftliche Bild der heutigen Zeit kennt in der Regel weder außerirdische Zivilisationen noch einen Gottesbegriff, denn für beides existieren keine handfesten Beweise. Wer sich als Naturwissenschaftler mit Prä-Astronautik bzw. Paläöo-Seti, also der Suche nach außerirdischen Einflüssen auf die Evolution des Menschen, oder mit Glaubensfragen befaßt, gerät schnell in die Gefahr, seine Reputation aufs Spiel zu setzen. Stattdessen bemüht die Wissenschaft gerne den Zufall als Urgrund allen Seins. Wer für den Fortschritt ist, kann nicht für Religion sein, lautete ein Kernsatz seit der Aufklärung, dem viele Wissenschaftler in dem Sinne folgten, sich nicht zu einer Schöpfung zu bekennen. Spätestens mit dem Postulat des weltweit bekanntesten Astrophysikers Stephen Hawkin, daß die Entstehung des Unviersums ohne Gott auskommt, bevorzugte die Mehrheit der Wissenschaftler den Atheismus. „Weil es ein Gesetz wie das der Schwerkraft gibt, kann und wird sich ein Universum selber aus dem Nichts erschaffen“, schrieb der bekennende Atheist Hawking in seinem Buch „Der große Entwurf“.
Zwar gab und gibt es nicht wenige Wissenschaftler – jüngsten Erhebungen zufolge etwa ein Drittel – die an einen Gott glauben, doch es werden zunehmend weniger. Und daß obwohl auch die Naturwissenschaden Übergang vom Nichts ins Sein“ nicht erklären kann, wie Peter Hägele, ein Angehöriger der Minderheit der „gläubigen“ Naturwissenschaftler, erklärt.
Nun haben nicht nur Hägele und andere Gottgläubige, sondern auch die große Paläo-Seti Bewegung Unterstützung aus der Wissenschaft selbst erhalten. „The unreasonable likelihood of being. Origin of life, terraforming, and AI“ lautet der Name der Studie des Biologen Robert G. Endres (Imperial College London), der mit modernen Werkzeugen der künstlichen Intelligenz die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Entstehung des Lebens analysiert. Seine Schätzungen zur Komplexität von Proteinen und zellulären Prozessen stützen sich auf Erkenntnisse aus umfassenden Zellsimulationen und KI-Modellen wie AlphaFold von Google DeepMind. Endres stellt fest, daß die zufällig entstandene „Ursuppe“ „zu verlustreich“ sei, als daß sich daraus die Bausteine für das Leben in der richtigen Wiese zusammenfinden könnten. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich die richtigen Bausteine zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur richtigen Struktur zusammenfügen, ist der Analyse zufolge astronomisch gering. Wenn man sich die vor Entstehung des Lebens ablaufenden Prozesse als eine Art „zufälligen Spaziergang“ mit Schwankungen und Umkehrungen vorstellt, „wird die Wartezeit für den Zusammenbau einer Zelle etwa 10^24 Jahre – ungefähr hundert Billionen Universen, die Ende an Ende gestapelt sind“, schreibt der Forscher in der Studie.
Der Biologe stellt daher die wissenschaftlich fast schon ketzerische Frage: „Wurde die Erde terraformt, oder entstand Ordnung aus dem Chaos unter der stillen Herrschaft der Physik?“ Tatsächlich denken Menschen, so Endres weiter, „in wissenschaftlichen Zeitschriften ernsthaft darüber nach, Mars oder Venus zu terraformen. Wenn es fortgeschrittene Zivilisationen gibt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie ähnliche Eingriffe versuchen könnten – aus Neugier, Notwendigkeit oder Absicht?“
Dieses „Terraforming“, das 1973 von Francis Crick, dem Mitentdecker der DNA-Struktur, auch unter dem Schlagwort der „gezielten Panspermie“, also der künstlichen Eingringung von Lebenssamen, bekannt ist, zielt auf eine außerirdische Zivilisation ab. Eine solche fortgeschrittene außerirdische Zivilisation könnte ihr „kosmisches Saatgut“ absichtlich hier platziert haben, was Endres als eine „spekulative, aber logisch offene Alternative“ bezeichnet. Genau das hat auch der bekannteste Vertreter der Prä-Astronautik im deutsch-sprachigen Raum, Erich von Däniken, in zahlreichen büchern vertreten. Unter der ketzterischen Frage Waren die Götter Astronauten?, behauptete er, dass Außerirdische vor Urzeiten die Erde besucht und die Entwicklung der Menschheit beeinflusst haben. Sie seien als Götter verehrt worden, und Spuren ihres Wirkens fänden sich bis heute – würden aber von der Menschheit missverstanden.
Allerdings, so der Vorwurf von Skeptikern, löse die Hypothese der gezielten Panspermie durch eine hochentwickelte außerirdische Zivilisation das grundlegende Rätsel der Lebensentstehung nicht, sondern verlagere es lediglich an einen anderen, früheren Ort im Universum. Denn irgendwo müßte das Leben ja dennoch zum ersten Mal entstanden sein, und zwar spontan, wie der atheistische Wissenschaftler sich festlegen würde.
Hier allerdings bewegt sich dieser Wissenschaftler innerhalb seiner selbst gesteckten Grenzen. Da ein Gott nicht beweisbar ist, ist er keine Option. Tatsächlich aber spricht die wissenschatliche Analyse genau dafür: Für ein nicht erklärbares Eingreifen am Anfang der Kette von Terraforming oder „Zufällen“ durch eine außerhalb der Grenzen des Universums stehenden Entität, was der Mensch gemeinhin als Gott bezeichnen würde. Eine positive Schöpferkraft, die mit dem handelnden Subjekt allzumenschlicher Erscheinung, wie wir sie aus den eligionen kennen, natürlich nicht viel gemeinsam hat, außer der Fähigkeit und dem Willen, Leben zu schöpfen.
Wenn sich die Wissenschaft von diesem Bild der personifzierten Gottheit lösen würde, die wir aus dem Religionsunterricht kennen, wäre der Weg geebnet, für eine vorurteilsfreiere Betrachtung göttlichen Wirkens in der Wissenschaft.
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