Die Freimaurerei erscheint in der heutigen Zeit zumeist als Verein verschrobener Sonderlinge, die sich auf ihren Treffen seltsame Gewänder anlegen und kindisch wirkende Rituale abhalten. Dieses folkloristische Erscheinungsbild der freimaurerischen Gruppen ist jedoch nur eine der vielen Facetten des Logenwesens, das mit der Freimaurerei verbunden wird. Unbestritten wurden von der Freimaurerei aber auch politische Prozesse unterstützt, wenn nicht gar beeinflußt.
Heute werden Internetseiten betrieben, Monographien und Artikel verfaßt, die sich bemühen, der Freimaurerei ein harmloses Antlitz zu verleihen. Politische Bestrebungen werden dabei ebenso wie die Einmischung in das politische Tagesgeschehen durch Logenangehörige kurzerhand als „Verschwörungstheorien“ oder – vielsagend – als „Antisemitismus“ bezeichnet. Tatsächlich wird Teilen der Freimaurerei aber nicht zu Unrecht vorgeworfen, eine mehr oder weniger geheime Allianz mit dem politischen Judentum geschmiedet zu haben, vor allem wenn man erfährt, daß eine Großloge nach Verbot in Deutschland ihre Tätigkeit in Jerusalem bzw. Tel Aviv fortsetzte.
Der Versuch der Reinwaschung des Logenwesens insgesamt erweist sich indes als untauglich, ja er muß sich bereits vor dem Hintergrund der Tatsache, daß zahlreiche führende Politiker der Welt Freimaurer waren, als einfältig erweisen. Genauso kurzsichtig ist jedoch die gegenteilige Behauptung, derzufolge jedes Logenmitglied Bestandteil einer Verschwörung zur Erringung der Weltherrschaft wäre.
Bekämpfung der Freimaurerei im 3. Reich
Innerhalb des 3. Reiches wurden aufgrund ihrer politischen Betätigung alle in Deutschland wirkenden Freimaurerlogen, die sich nicht vorsorglich bereits selbst aufgelöst hatten, 1935 verboten. Nach dem Verboit durch Innenmionister Frick am 17. August 1935 wurden viele der Logenhäuser in „Logenmuseen“ oder „Freimaurermuseen“ umgewandelt, in denen die Gefahr der Freimaurerei als Grundübel und Zersetzer des deutschen Volkes dargestellt wurde. Die Beschlagnahmung freimaurerischer Akten und Dokumente durch die Gestapo seit 1938 förderte zugleich umfangreiches „Beweismaterial“ für die politischen Umtriebe der Logen der vorangehenden Jahrzehnte zu Tage. Autor Hans Riegelmann etwa
verfaßte auf Grundlage dieses Materials eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Beziehungen europäischer Adelsdynastien zur Freimaurerei und wies ein stetes Einmischen dieser Logenkreise
in die Politik nach.
Himmler, zu dessen Lektüre viele der einschlägigen Anti-Freimaurer Werke der 20er Jahre zählten, bemerkte gegenüber seinem Leibarzt Kersten diesbezüglich:
„Alles, was eine Loge ist, hat geheime Obere, von denen die, die nach außen hin sichtbar in Erscheinung treten, gesteuert werden.“
Um die Bekämpfung der Freimaurerei zu forcieren, hatte der Reichsführer-SS schon vor dem Logen-Verbot innerhalb der SS einen Kreis von Autoren versammelt, welche die agitatorische Untermauerung der polizeilichen Maßnahmen gegen die Logen zum Auftrag hatten.
Darüber hinaus interessierte sich die SS aber auch für eine Reihe von Astrologen und Okkultisten, die an der Auswertung der Freimaurer-Archive beteiligt waren. Zu den eingesetzten Astrologen zählte der Sanskrit-kundige Lehrer Dr. Heinrich Fesel (1890-1958), der 1934 von Walther Schellenberg, Leiter des Amtes VI (Auslandsgeheimdienst) rekrutiert worden war. Über Fesel wurde 1939 auch der Astrologe Karl Ernst Krafft, ein Schweizer Staatsbürger mit deutschen Wurzeln, für das Amt angeworben. Sein Auftrag lag in der Erstellung frei zu wählender Berichte und Kommentare, die mit Spekulationen und Bezügen zu planetarischen Konstellationen und anderen astralen Phänomenen angereichert werden sollten.
Mit Six, einem intelligenten linientreuen SS-Mann, machte Himmler 1937 einen Fachmann für Freimaurerfragen zum defacto Leiter des SD-Inlandsgeheimdienstes. 1939 erfolgte dann die Einrichtung eines eigenen Amtes zur Gegnerforschung – Amt II – zu dessen Leiter Six berufen wurde.
Auch Six war durchdrungen von der jüdischen Unterwanderung der Logen:
„Wenn wir bereits zwischen der kirchlichen und jüdischen Überlagerung des deutschen Volkstums Berührungspunkte, ja zum Teil gemeinsame Wurzeln feststellen mußten, so findet diese Erscheinung ihren kennzeichnenden Ausdruck in der dritten großen Gegenbewegung völkischer Lebensordnung, der Freimaurerei, in der sich schon bei äußerlicher Betrachtung ihre vorderasiatisch-orientalischen, vor allem aber ihre jüdischen Wurzeln“ erwiesen. „In dem Widerspruch verschiedener Entwicklungssysteme treten diese Quellen, ihre geistige und weltanschauliche Ausrichtung, ihre Symbole und ihre Rituale, vor allem die Grundzüge ihrer Lehre aus dem Judentum und den orientalischen Mysterien hervor“
bemerkte Six 1937.
Mit Kriegsbeginn wurde der Kampf gegen die Freimaurerei fast vollständig in das Vorgehen gegen Juden integriert.
Verbindungen der SS zu Geheimlogen
Hinter den Kulissen der Logenbekämpfung bestanden jedoch Verbindungen zwischen nationalsozialistischen Organisationen, insbesondere der SS, zu Geheimlogen. Zu den Akteuren dieser Logenverbindungen zählte eine Reihe bekannter Namen, unter denen neben dem Gralssucher Otto Rahn der italienische Philosoph Julius Evola hervorzuheben sind. Schauplatz dieser Allianzen war vor allem das seit 1940 besetzte Frankreich.
Grundlage der Unterstützung von Geheimlogen durch die SS war die Erkenntnis, daß Geheimbünde auch nach dem offiziellen Verbot in vielen europäischen Ländern weiterhin tätig waren und Einfluß auf politische Geschehnisse ausübten. Vor diesem Hintergrund stieß die Forderung Julius Evolas, „die Fähigkeit zu erwecken, den materiellen Kampf durch einen unsichtbaren, subtilen Kampf zu ergänzen, durch ein geheimes, unerbittliches Wissen, das jetzt jedoch nicht im Dienst dunkler Mächte, sondern des lichten, sonnenhaften Prinzips der arischen Geistigkeit steht“28, bei Heinrich Himmler auf offene Ohren. Bereits der im Persönlichen Stabe Himmlers wirkende Gralsforscher Otto Rahn unterhielt Verbindungen zu Geheimbünden, die sich der Gralssuche und der damit verbundenen Wiedererrichtung eines Ritterordens widmeten. Rahn war während seines Aufenthaltes in Südfrankreich Anfang der 1930er Jahre mit den Polaires in Kontakt gekommen und war möglicherweise selbst Mitglied dieser Geheimgesellschaft. Auch der gute Freund Rahns, der Katharerforscher Antonin Gadal, wirkte in
einer geheimen, den Rosenkreuzern nahestehenden Gruppe, der „Lectorium Rosicrucianum“, einem 1924 in den Niederlanden begründeten Zweig der „Rosicrucian Fellowship“ des in die USA
emigrierten Max Heindls. Dieser wiederum wurde 1908 vom Theosophen und mutmaßlichen Rosenkreuzer Franz Hartmann initiiert, der nicht nur Verbindungen zum „Ordo Templis Orientis“ (OTO) des berüchtigten Okkultisten Aleister Crowley, sondern auch zu Guido von List unterhielt.
Ziel vieler SS-Akteure spätestens seit Verschlechterung der Kriegslage 1943 war ein vereintes „germanisches“ Europa unter deutscher Führung als Bollwerk gegen den Bolschewismus und als weltpolitischen Akteur; eine Wiedererrichtung des einstigen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Tatsächlich hatte Evola an anderer Stelle den Gral als „symbolischen Ausdruck der Hoffnung und des Willens einer adligen mittelalterlichen Führungsschicht, das Abendland in einem auf heiligen spirituellen Grundsätzen basierenden Reich neu zu errichten“ bezeichnet. Letztlich scheiterten die Pläne jedoch an der Kriegsrealität.
Weiterführend: Im Kampf gegen die Logen
Weitere Hintergründe auch in: Die Mission der Polaires