Forsite Verlag Veröffentlichungen Die Christianisierung der Germanen und das verschüttete Ur-Kristentum

Die Christianisierung der Germanen und das verschüttete Ur-Kristentum



Wie verlief die Christianisierung der Germanen? Mit Gewalt oder durch freiwillige Konversion? Betrachtet man die Darstellungen über den Verlauf der Christianisierung Nordeuropas, ist auffällig, daß je nach Hintergrund des Verfassers, zwei sich nahezu diametral entgegenstehende Anschauungen vorherrschen: Die christliche Sicht, welche die Christianisierung in erster Linie als „Erlösung des Germanentums aus der Barbarei“ beschreibt – auf der anderen Seite, die „heidnische“ Auffassung, in der die Einführung der neuen Religion ausschließlich mit Schwert und Feuer erfolgt sein soll. Doch beim Blick auf die Quellen wird deutlich, daß beide Sichtweisen die Wirklichkeit nicht umfassend wiederzugeben vermögen; denn weder wurde das Christentum ausschließlich mit Gewalt durchgesetzt, noch haben alle Germanen mit „freudigem Hosianna“ das christliche Kreuz aufgenommen.

Die Antwort auf die Frage, warum sich die Christianisierung so uneinheitlich vollzogen hat und was die tatsächliche Motivation hinter der oftmals freiwilligen Konversion zum neuen Glauben war, blieb innerhalb der Literatur weitestgehend schemenhaft. Ausgeklammert werden vor allem Hinweise auf eine schon während des Megalithikums seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. entstandene Gottheits-Trinität aus Vater, Mutter und Gottessohn, die eng verbunden mit einem Sonnenkult war. Zum anderen wird unterschlagen, dass für die frühgermanische Zeit Hinweise auf einen henotheistischen (Verehrung eines Hauptgottes, dem andere Götter untergeordnet sein können), wenn nicht gar monotheistischen Glauben vorliegen, der verbunden war mit einem Glauben an eine Seelenwanderung, bzw. Wiederverkörperung innerhalb der eigenen Sippe. So findet sich in der Örvar-Odds-Saga, Kap. 17., ein Dialog zwischen Christen und Heiden, von denen einer folgenden Satz spricht: „Wir glauben an den, der Himmel und Erde geschaffen hat, die See, die Sonne und den Mond.‘ ‚Der muß groß sein, der alles das gezimmert hat, das glaube ich einzusehen.‘“
Dies widerspricht deutlich dem Sagabild Odins, der selbst sterblich ist und mit seinen Asen am Weltenende untergeht. Das Glyfaginning der Edda berichtet sogar von höheren Gewalten, denen selbst die Götter opferten. Der Allzeuger, der Alfhotur, stand also oberhalb Odins und seiner 12 Asen. Dies entspricht dem Bild, das der Forscher Bernhard Kummer vom germanischen Glauben entwirft. Jeder Stamm soll Kummer zufolge seinen eigenen Gott be­sessen haben, der sich namentlich von dem anderer Stämme unterschied und Außenstehende so von der gleich­zeitigen Verehrung einer ganzen Reihe von Gottheiten ausgehen ließ. Tatsächlich aber verhielt es sich laut Kummer so: „Wer an Freyr glaubt, verehrt nicht Thor und umgekehrt. ….Einen Polytheismus, wie man ihn etwa aus der Edda herausliest, sucht man in der Sagawelt Islands bis zur Bekehrung vergeblich.“

Tatsächlich spricht vieles dafür, daß die Ur-Germanen einem prinzipiellen Monotheismus anhingen, der aus älteren Quellen herrührte und in Verbindung mit einem Sonnenkult stand, an den in germanischer Zeit nur noch der Gott Baldur erinnerte. Balder jedoch ist keine auf das Germanentum beschränkte Gottheit, sondern eine Verkörperung der „Sonnengottheit“, die bis in die Zeit der Megalithkulturen zurückreicht und sich zwischen dem 5. und 2. vorchristlichen Jahrtausend in weite Teile der Erde verbreitet hatte. Der Balder-Verehrung zugrunde liegt offenbar jener Sonnen-Kultus, dessen Ursprung innerhalb der Megalithkultur zu suchen ist und auf den hohen Norden verweist.

Ein genauerer Blick offenbart eine Kontinuitätslinie der Glaubensvorstellung aus der Megalithzeit und der sich anschließenden „indogermanischen“ Epoche bis in germanische Zeit und weiter bis hinein in das Christentum. Wurde das Christentum von Nazareth gar durch nordeuropäische Einwanderer, die ein Ur-Kristentum mit sich führten, im damaligen Philisterland inspiriert, wie der Forscher Herman Wirth annahm? Antworten auf diese und weitere Fragen zum Glauben der Germanen und jener verborgenen Kontinuitätslinie von der Jungsteinzeit bis zum Christentum bietet die soeben aktualisierte Veröffentlichung „Der unbesiegte Sonnengott“.

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