Forsite Verlag Veröffentlichungen Die Bhagavadgita – Eine indoarische Metaphysik des Kampfes und der Tat

Die Bhagavadgita – Eine indoarische Metaphysik des Kampfes und der Tat



Die um 500 v. Chr. niedergeschriebene Bhagavadgītā („der Gesang des Erhabenen“) bietet in Form eines spirituellen Gedichts die Quintessenz der Veden, der heiligen Lehrtexte des Hinduismus. In diesem Zwiegespräch legt Krishna, eine irdischen Erscheinungsform von Vishnu, seinem Schüler Arjuna auf dem Schlachtfeld die Grundgedanken über das Leben dar. Hierbei zeigt er ihm sein göttliches Wesen und unterweist ihn in Verhaltensregeln zum Erkennen des Göttlichen. Der Indologe Hauer stellt diesen wesentlichen Teil des Mahabharata, des indischen Nationalepos, in den Kontext der Geschichte der Arier und stellt die wesentlichen, auch uns Europäer betreffenden Grundsätze heraus, und verdeutlicht, wie tiefgründig die Arier schon in frühesten Zeiten um Einsichten in die Glaubensfragen um Gott, Seele, Wiedergeburt und den Sinn des Lebens rangen.
Hauer deutet die Bhagavadgītā insbesondere vor dem Kernproblem, nämlich dem tragischen Wider­spruch der Pflichten, in den der Held Arjuna hineingestellt ist, dem die Bhagavadgītā von dem göttlichen Weisheitskünder Krşna vor­getragen worden sein soll. In diesem Widerspruch der Pflichten ent­hüllt der Weise die durchgängige Tragik des Lebens überhaupt und zeigt den Weg zur heldenhaften Bewältigung dieser Tragik. Der geschichtliche Vorwurf der Bhagavadgītā ist ein uraltes indogermanisches Motiv: Der Widerstreit in der Pflicht des Kriegers, der für Ehre und Reich kämpfen muß und dabei am eigenen Blute schuldig wird. Dies ist ein echt tragisches Motiv.
„Die Bhagavadgītā“, so der Indologe, „gibt uns nicht nur tiefe, für alle Zeiten und für alles religiöse Leben gültige Einsichten, sondern sie enthält auch im besonderen die klassische Gestaltung einer der be­deutendsten Phasen indogermanischer Glaubensgeschichte, zwar un­termischt mit anderen Elementen, aber in ihrem Kern doch von einer ausgesprochenen Wesensreinheit… Trotz alles Seltsamen und Fremden entdecken wir in ihr die Frage und Ant­wort unseres eigenen innersten Wesens. Hier ist Geist von unserem Geiste am Werke gewesen.“
Hauers Zusammenfassung des Kerns der Erzählung: Nicht den Sinn des Lebens und des Ge­schehens zu enträtseln, sind wir berufen, son­dern die von uns geforderte Tat zu entdecken und zu wirken und so tätig das Rätsel des Lebens zu meistern.

Aus der Einleitung von J. W. Hauer:
„Indien gilt gemeinhin als das Land stiller Betrachtung, weltflüchtiger Mystik, träumerischer Passivität. Wer Indien kennt, weiß, daß. dieses Bild einseitig ist. Zwar ist es richtig, daß sich die Indo-Arier schon sehr früh mit einer ungewöhnlichen In-
brunst nach innen gewandt haben, daß von ihnen wie sonst von keinem Volk der Erde die Abgründe der Seele und des Weltseins bis in ihre Tiefen durchspürt worden sind. Und manch einer von jenen kühnen Sehern wurde von der Schau der Geheimnisse so dahingerafft, daß er der äußeren Welt entsagte, als wäre sie ein Nichts. Doch vergißt man dabei fast immer, daß die indo-arischen Mystiker, die sich in die Einsamkeit zurückzogen, um sich der stillen Betrachtung letzter Geheimnisse zu widmen, im allgemeinen ein sehr tätiges Leben hinter sich hatten. Sie mußten mindestens einen Hausstand gegründet und einen Sohn gezeugt und herangezogen haben, damit sicher war, daß die Linie fortgesetzt und des Vaters Werk weitergeführt würde.
Der Drang nach Beschauung und Weltabkehr ist nur eine Seite indo-arischen Wesens. Ihr in polarer Spannung zugeordnet ist eine unerhörte Tatkraft, die in männertrotzigen Kriegen, im Bau von großen Reichen und Kulturen sich durch Jahrtausende hindurch immer neu auswirkte. Wer je einmal vor dem gewaltigen dreigesichtigen Siva des Felsentempels auf der Insel Elefanta im Meere bei Bombay gestanden ist, der hat etwas empfunden von dem unerhörten, erdverbundenen Kraftdrängen der indischen Seele. Das starke nordische Bluterbe der in Indien seit etwa dem 5. Jahrtausend vor Christus einwandernden Arier ist nicht verborgen geblieben.
Lange genug ging der Kampf hin und her um die Frage, ob nordisches Blut in den Indo-Ariern pulse. Sie ist schrittweise entschieden worden. Daß die Sprache der Indo-Arier, das Sanskrit, indogermanisch ist, weiß man schon seit mehr als einem Jahrhundert. Die religionsvergleichende Forschung hat gezeigt, daß die ältesten religiösen Überlieferungen Altindiens in urindogermanische Zeit weisen. Heute steht es auch fest, daß die rassischen Züge der Indo-Arier diese geschichtlich mit jener Rasse verknüpfen, die den bestimmenden Einfluß in der indogermanischen Welt gehabt hat, mit der nordischen. Schon der Rgveda ist voll von Hinweisen auf den Unterschied zwischen der „weißen und der schwarzen Haut“, der „arischen und der dasischen Farbe“, d. h. zwischen den hellhäutigen Ariern und den dunkelhäutigen Bewohnern Altindiens, den Draviden und Vordraviden, die von den Ariern vernichtet oder verdrängt wurden und mit denen sie sich später vermischten.1 Varna, „Farbe“, wurde dann bald der anerkannte Ausdruck für den Unterschied zwischen den arischen Ständen, die später zu Kasten wurden, und den Dasyus oder Dāsas, den unterworfenen Ureinwohnern, von denen sich die Arier, solange sie noch das starke Gefühl für rassische Verpflichtung hatten, fernhielten. Ja, der Kriegsgott Indra, in der vedischen Zeit der Hauptgott der Arier, hat goldenes Haar und goldenen Bart.2 Nach zahlreichen Berichten von Forschern und Reisenden, die jetzt von Günther in dem Buche „Die nordische Rasse bei den Indogermanen Asiens“ gesammelt und verwertet sind, finden sich auch heute noch überall im Raume der Indo-Arier und ihrer anthropologischen und geographischen Umgebung blonde und blauäugige Typen, so daß wir annehmen dürfen, die dunkelhaarigen und dunkeläugigen „Nordindiden“ seien teils unter dem Einfluß des Klimas, teils durch die Mischung mit den dunklen vorarischen Bewohnern Altindiens nachgedunkelt.
Die vorbildlichen Forschungen v. Eickstedts, jetzt verwertet in der „Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit“3, zeigen (was mir auf meinen Reisen in Indien auch aufgefallen war), daß auch heute noch vornehmlich in Nord-West-Indien, ja bis hinüber nach Bengalen und hinunter in die Berge Süd-Indiens ein dem nordischen nahestehender Menschenschlag zu finden ist, den v. Eickstedt die Nordindiden nennt. Soviel steht jedenfalls heute fest, daß Indo-Arien weithin unter dem Einfluß nordischen Blutes gestanden ist und heute noch steht, wenn auch in starker Mischung mit nichtarischen Rasseelementen.
Durch Blut und Seele eng verbunden, erstreckt sich so Indo- germanien seit einigen Jahrtausenden vor Beginn unserer Zeitrechnung von den Gestaden der Nord- und Ostsee bis durch die großen Ebenen Nordindiens an das Meer des Ostens und des Südens…“

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